Just Community

Just Community

Der Begriff "Just Community" stammt ursprünglich aus den USA und wird auch als «gerechte Gemeinschaft» übersetzt.

Als 1996 aus sieben Gemeinden der Oberstufenverband Nidau gegründet wurde und an der Schule Balainen plötzlich Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen aus den verschiedenen Gemeinden zusammengewürfelt wurden, geriet das soziale Gefüge durcheinander. An der Schule gab es Vorfälle von Gewalt, Sachbeschädigungen und Drogenkonsum.
Die Lehrkräfte suchten eine Lösung aus dieser Krise und fanden sie im Just Community- Projekt, das von Professor Fritz Oser der Universität Freiburg eingeführt und für die Schule Balainen adaptiert wurde.

Grundsätzlich geht es darum,

dass sich Menschen demokratische Regeln geben - hier Lehrpersonen- und Schülerschaft - und sich daran halten. Ideen und Projekte werden im Klassenrat geboren, im SchülerInnenrat vorbereitet/weiterentwickelt und in der Schulversammlung vor allen Schülerinnen und Schülern und den Lehrpersonen der Schule vorgestellt, allenfalls besprochen und zur Abstimmung gebracht.

Basis dafür sind der wöchentlich durchgeführte Klassenrat, aber auch die gemeinschaftlichen Anlässe und Schulausflüge, bei denen sich die Kinder der 1. bis 9. Klasse mischen und gegenseitig kennen lernen. Ebenfalls werden an der Schule einmal im Quartal Dilemma Diskussionen zur Förderung moralischer und demokratischer Grundfertigkeiten durchgeführt.

Seit den Gründerjahren ist viel Wasser die Aare hinuntergeflossen und das ursprüngliche Konzept wurde über die Jahre angepasst und etwas schlanker gemacht.
Während der Corona- Zeit waren viele gemeinschaftliche Projekte nicht mehr möglich, der Zusammenhalt fing an zu bröseln und es entstanden vermehrt Konfliktsituationen. – Die Pandemie hatte den positiven Nebeneffekt, dass wir als Schule gemerkt haben, wie wertvoll Just Community für das Zusammenleben im Balainen Schulhaus ist und wie wichtig es ist, dass wir weiterhin danach leben.  
 

Beispiele realisierter Projekte seit Beginn von JC
 

1999 - 2004:
Die Schülerinnnen und Schüler dürfen sich in der grossen Pause auch im Schulhaus aufhalten. In den Klassenzimmern darf die Musikanlage benutzt werden.Die Bibliothek darf zum Lesen auch ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten besucht werden. Das Schulhaus darf am Morgen vor Unterrichtsbeginn betreten werden.

Gestaltung von Aussen- und Innenraum (Wandmalereien, Sitzecken, Pausenplatz, Fussballkasten,..)

Bau einer Beachvolleyball-Anlage

Organisation einer Ausleihe von Spiel- und Sportgeräten während den grossen Pausen.
 

2005: Wurde eine Nachtwanderung organisiert.
 

2006: Zeltnacht in Erlach
 

2007 & 2008:
Kamen die ersten Filmnächte zustande. Es wurde ein Pausenkiosk aufgebaut und das Angebot später hin zu „gesunden Produkten“ verändert.
 

2008:
Organisierte die Sekundarstufe den ersten Abschlussball und führte eine Spendengala durch. Der Erlös von 6000.- wurde einem Kinderheim in Äthiopien gespendet. 
 

2009:
Fand das Schulfest unter dem Motto 10 Jahre J.C. statt.
Die Klassen der Sekundarstufe kreierten einen Spot gegen Gewalt und stellte ihn der Schule über die Lautsprecheranlage vor.

 Die Primarstufe unternahm die zweite Nachtwanderung.
 

2011:
Die Primarstufe organisierte die dritte Filmnacht mit Disco, gemeinsamem Nachtessen, übernachten, gemeinsamem Morgenessen.

Die Sekundarstufe organisierte den ersten schulhausübergreifenden Just Community – Cup.
 

2012:
Hat die Sekundarstufe eine Legosammlung organisiert, mit den Legos das Balainenlogo gebaut und die Legos dann versch. Kinderinstitutionen gespendet.
Der 2. Just Community- Cup wurde durchgeführt.

Auf der Pmarstufe wurde die vierte Filmnacht mit anschliessendem Morgenessen organisiert.
 

2013:
Fand auf der Primarstufe ein Ausflug zu den Höhlen am Mont Vully statt.

Die Sekundarstufe führte eine Bewertung der Schulzimmer als Wettbewerb durch und organisierte den 3. JC-Cup.
 

2014:
Neues Spielhaus mit Einweihungsfest plus Ehrenkodex zum zweiten: Bewertung der Schulzimmer als Wettbewerb und 4. JC - Cup.
 

2015: Film- und Spielnacht, Fussballturnier
 

2016: Ausflug auf die Eisbahn, Zeltnacht
 

2017: Nachtausflug in den Wald 1.-9. Klasse, Spielnachmittag
 

2018/19: Schule wie vor 100 Jahren, Schulball, Kulinarik rund um die Welt
 

2021/22:
Primar- und Sekundarstufe sammelten Ideen für einen ansehnlicheren Spielplatz beim Balainen Schulhaus. Diese wurden an einer Vollversammlung der Gemeinde vorgestellt und um Unterstützung bei der Realisierung gebeten.
Die Primarstufe besuchte die Sandsteinhöhlen

Bessere Stimmung

"Die Kommunikation unter den verschiedenen Klassen hat sich eindeutig verbessert", sagt Lehrerin Susanne Bieri über ihre Erfahrungen nach einem Jahr. "Wo früher oft Missverständnisse und Abneigungen herrschten, ist nun eine friedliche und angenehme Atmosphäre eingetreten. Besonders in der Vorbereitungsgruppe ist das verbesserte Klima deutlich zu spüren. Das Auftreten vor der Versammlung ist von einem gestärkten Selbstbewusstsein begleitet, und die Schülerinnen und Schüler wagen vermehrt, ihre Meinungen den anderen darzulegen."

Echte Idylle

joh. Genugtuung bei den Lehrkräften im Balainenschulhaus: der Aufwand für das Projekt "Just Community" war nicht umsonst. An der Arbeitstagung vom vergangenen Freitag orientierten Professor Oser und Wolfgang Althof von der Universität Freiburg über die Ergebnisse der Untersuchung, die sie vor zwei Jahren und im August 2001 durchgeführt hatten. Unter den sechs Rubriken "Haltung zur Schule, Haltung zum unterrichtlichen Lernen, Situation in der Klasse, Selbsteinschätzung, Soziale Einstellung und Soziales Handeln" finden sich fast durchwegs erfreuliche Resultate. Entweder haben die positiven Aspekte zugenommen - z.B. die Lernmotivation - oder die negativen abgenommen - z.B. Ichorientierung und Arbeitsvermeidung beim Lernen.

Ohne auf weitere Einzelheiten einzugehen (Schulleitung und Lehrerschaft geben auf Anfrage gerne nähere Auskunft), darf gesagt werden, dass der Erfolg des Projektes jetzt auch wissenschaftlich belegt ist. Es soll deshalb weitergeführt werden.

 

Fritz Oser freute sich über Probleme, die ihm vorgetragen wurden. Er will, dass Lehrer- und Schülerschaft ein Problem gemeinsam lösen (shared problem) und nicht mit einer Weisung "erledigen". Der Aufwand ist zwar gross, aber im Interesse der Entwicklung von Kindern zu reifen, urteilsfähigen Erwachsenen sind solche Prozesse von grosser Bedeutung.

Wolfgang Althof bezeichnete die Untersuchungsergebnisse als hoch und stabil. Er findet, dass die Kinder hier unter relativ günstigen Bedingungen aufwachsen können. Die äussere Idylle trügt nach seiner Meinung nicht. "Auch im Inneren herrscht Ordnung. Die Kinder wirken beispielsweise erzogen, nicht verwahrlost. Sie zeigen viele Interessen, Respekt und Anstand, sie übernehmen Verantwortung und engagieren sich. Der grosse Einsatz von Elternhaus und Schule lohnt sich."